Ein Garten ist eine Kunst für sich

Wir haben uns am Samerberg einen Kunstgarten geschaffen, den wir liebevoll gestalten und bepflanzen. In das gut ein Hektar große Stück Land investieren wir viel Herzblut, Schweiß und Geld. Für das Projekt haben wir eigens eine Stiftung gegründet: „Lebensraum Samerberg Familie Rüth“. Hier wollen wir unseren Traum vom eigenen Permakulturgarten verwirklichen. Erste Exemplare alter Obst- und Gemüsesorten haben bereits ihren Platz gefunden.

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Anmutige Feen zwischen Kräutern und Gemüse

Acht Hühner und ein stolzer Hahn, die im Frühjahr 2016 ihr romantisches Hühnerhaus bezogen haben, legen bereits fleissig Eier. Bienen, die am Rand des Grundstücks ihre Häuser ansteuern, sammeln eifrig Nektar. Dafür haben wir nicht nur moderne, sondern auch alte Bienenkörbe nachgebaut und aufgestellt. Beäugt werden Flora und Fauna von kleinen Drachen oder anmutige Feen, die als kleine Statuen unaufdringlich zwischen Kräutern, Kartoffeln oder in das Hühnergehege integriert wurden. Ein gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln, der Erhalt und die Nutzung alten Saatguts sind uns bei unserem Projekt besonders wichtig.

 

Alte regionale Sorten anbauen

Früher wussten die Bauern um die Vorzüge der regionalen Sorten, die ideal auf das Klima und den Boden abgestimmt waren. Heute ist durch den Ertragszwang in der Landwirtschaft eine Menge Vielfalt verloren gegangen. Das Wissen haben wir während unserer einjährigen Ausbildung zum Permakulturgärtner gelernt. Seitdem lässt uns dieses Thema nicht mehr los.

Trotz der rauen Winter trauen wir uns sogar eine Pergola mit Wein zu bepflanzen. Als Rankhilfen für Kiwis stehen umgedrehte Bäume zur Verfügung. Die Wurzeln strecken sich keck als Äste in den Himmel und signalisieren: Wir sind Teil des natürlichen Kreislaufs und durchaus noch zu gebrauchen. Auch wenn wir, verglichen mit anderen Bauern, sicher anders auftreten: Eine Trutzburg inmitten der herkömmlichen Landwirtschaft möchten wir nicht schaffen. Der Garten ist offen gestaltet und jeder wird willkommen geheißen, der lernen möchte, was es heißt, im Einklang mit der Natur Obst und Gemüse anzubauen.

 

Kindern zeigen: Tomaten brauchen ein Dach

Menschen zu zeigen, dass Äpfel nicht im Supermarkt wachsen und Tomaten ein Dach brauchen, schafft Bewusstsein für eine gesunde Ernährung. Dieses Bewusstsein möchten wir tatkräftig beleben auch und gerade für die kommenden Generationen. Eine rostige Mühle wacht mit ihrem Windrad über den Kartoffeln. Dafür mussten wir das abschüssige Gelände etwas einebnen, um den kleinen Acker anzulegen. Die Natursteine, die den Hang halten, sind das neue Zuhause von Salamandern, die gern Schädlinge verspeisen. Bedacht wird das kleinste Käferchen genauso wie der Mensch. Unsere Motivation: Wir möchten einen Kunstgarten schaffen und nicht nur einen Ort, wo es einen genormten Hühnerstall gibt.

 Begeisterung, die uns ansport!

Unser Kunstgarten bewegt die Menschen. Täglich erfahren wir viel Interesse und Begeisterung in Gesprächen und durch Post, wie der von Michaela Zühlsdorf. Das freut uns sehr und ist uns ein Ansporn.

Liebe Familie Rüth!

Beim Begehen eures Kunstgartens und dem Betrachten der grossen Natur- Gemüse- und Tiervielfalt, berührte mich dies zutiefst. Dass es heutzutage Menschen gibt, die ihre freie Zeit, ihre Liebe und ihr Geld zur Verfügung stellen, um der Natur und den Tieren zu dienen und somit ein Stück „Erdenparadies“ erschaffen, ist beachtenswert und verdient höchsten Respekt – meinen auf jeden Fall.

Wer möchte denn nicht für sich und seine Kinder eine welt in der es noch Tiere gibt und Pflanzen, die man ohne Zusätze gepflanzt und geerntet hat? Ich möchte der ganzen Familie Rüth von Herzen danken, dass sie als „blühendes Beispiel“ mir und vielleicht auch anderen voraus gehen.

 

Mit besten Grüßen,
Michaela Zühlsdorf

 

Alte Gemüsesorten für bunte Vielfalt

Das Ochsenherz und die Vitelotte genießen in friedlicher Nachbarschaft die Sommersonne am Samerberg. Das Ochsenherz ist eine alte Tomatensorte, die ihren Namen ihrer Form verdankt. Die Kartoffel Votelotte ist eine von mehreren alten Kartoffensorten, die wir in unserem Kunstgarten abgebaut haben.

Kräuter, Erbsen, Bohnen, Kürbisse, Zwiebeln, Lauch, Rosenkohl und Kohlrabi ergänzen unsere Gemüsevielfalt. Bewusst haben wir uns für alte Sorten entschieden, denn diese sind nicht nur bestens den Bedingungen unserer Region angepasst. Gegen Krankenheiten robust, gelassen bei Kälte und Trockenheit und auch ohne Kunstdünger anmessen im Ertrag, liefern sie uns nicht nur viraminreiches Gemüse, sondern sortenfest auch den Samen für die kommende Saat.

 

 

Gemütliches Wachstum

Qualität nimmt sich Zeit. Im Gegensatz zu den „Hochleistungssorten“ wachsen die Sorten in unserem Garten langsamer, haben dafür aber umso mehr Nährstoffe. So vielseitig die Sorten, um so bunter das Gemüse: Lila Kartoffeln, tatsächlich gelbe Rüben oder purpurfarbene Kohlrabi. Das gestaltet nicht zuletzt unsere Ernährung reichhaltiger und abwechslungsreicher.

Mit der auch politischen Entscheidung, nur alte Sorten anzupflanzen und damit auch für das eigenen Saatgut zu sorgen, sind wir von den Angeboten multinationaler Konzerne unabhängig.

Alte Kartoffelsorten frisch geerntet

Sehen die nicht lecker aus? Mit viel Freude haben wir unsere Kartoffeln geerntet. Gesunde, knackige und wohlschmeckende Erdäpfel, die sich vielseitig zubereiten lassen und uns über den Winter wertvolle Mineralien und Vitamine liefern. Durch die drei unterschiedlichen Farben sind die Kartoffeln auch bei den Kindern sehr beliebt und werden mit Begeisterung gegessen.

Unsere Sorten lassen sich prima einlagern, so dass wir bis zur nächsten Ernte davon zehren können.

Im feuchten Sand wird eingelagert

Damit wir auch im Winter noch von unserer reichen Gemüseernte zehren können, haben wir uns für eine traditionelle Lagerungsmethode entschieden und lagern unsere Möhren in feuchtem Sand.

Knackiges Gemüse im Winter

Die Holzkisten lagern wir in unserem Keller. Experimentierfreudig lagern wir die Ernte in groben und in feinem Sand. Dadurch bleiben die Vitamine und andere gesunde Inhaltsstoffe fast vollständig erhalten und unser Gemüse auch im Winter knackig.

Unser Lebensraum ist vielfältig

Feuersalamander, Eidechsen, Blindschleichen, Grasfrösche, Würmer, Spinnen und Insekten… um nur ein paar unserer kleinen Helfer aufzuzählen, die für uns auf natürliche Weise die Zahl der Schädlinge minimieren, den Boden auflockern und vieles mehr. Die Reptilien lieben die sonnigen Plätze unseres Gartens sehr. Nicht umsonst nennt man sie auch „Kinder der Sonne“. Uns ist es immer eine große Freude zu entdecken, dass sie uns beim Arbeiten zuschauen und recht zutraulich sind. Zwischen den Steinen, die unsere Gemüsebeete stützen, fühlen sie sich besonders wohl. Dort finden sie Schutz vor ihren natürlichen Feinden.

Der Gaukelflieger bei uns auf MellaLand. Lebensräume zu schaffen ist uns eine Herzensangelegenheit. 🌈

Hügelbeet für frisches Gemüse

Im Spätsommer haben wir mit vereinten Kräften ein Hügelbeet gebaut. Vorteil dieses Beetes: Es ist sehr einfach anzulegen und eine nachhaltige Methode selbst schlechte und schwierige Böden fruchtbar zu machen. Zunächst haben wir die Grasnarbe entfernt und jede Menge Äste gestalpelt. Darauf verteilten wir reichlich Kompost aus unserem Kunstgarten und haben das Hügelbeet schließlich mit Humuserde abgedeckt.

 

Erste Gemüsepflanzen

Die ersten Gemüsepflanzen sind auch schon gepflanzt, die mit Stroh geschützt werden. Das Holz unter der Erde wird dafür sorgen, dass die Erde in Bewegung bleibt und auch von unten Sauerstoff an die Erde kommt. Dadurch wird vermieden, dass die Erde übersäuert. Auch wird das Beet nicht zu nass und muss selbst bei heißen Temperaturen nicht gegossen werden, da der Unterbau auch als Wasserspeicher fungiert.

 

Rücksicht, Freiheit und Verantwortung

Permakultur lebt konsequent eine zukunftsfähige Gestaltung von Lebensräumen, in die alle wesentliche Aspekte des Lebens integriert werden. Das überzeugt uns und ist die Maxime unserer Arbeit. Der achtsame Umgang mit der Erde, den Menschen und Ressourcen, liegen uns besonders am Herzen und wird in unserem Kunstgarten sichtbar.

Rücksicht nehmen auf den Einzelnen, Freiheit in der Gestaltung von Lebenswegen schenken und gemeinsam Verantwortung übernehmen für gemeinschaftliche Bedürfnisse sind das Credo, an dem wir uns orientieren. Die natürlichen Lebensgrundlagen, die uns unser Lebensraum schenkt, haben wir dankbar angenommen und bauen entsprechend behutsam, weitsichtig und ökologisch zielführend Obst und Gemüse an.

Wir haben uns nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich mit diesem Stück Erde verbunden. Wir wissen, das Mensch, Tier und Boden nur begrenzt belastbar sind, wenn Lebenskraft langfristig erhalten werden soll. Das motiviert, darüber nachzudenken, welche Bedürfnisse für jeden Einzelnen und für eine Gemeinschaft wirklich wesentlich sind.

Unsere freiwillige Selbstbegrenzug mündet darin, dass wir die Überschüsse, die wir mit unserer Arbeit erwirtschaften, an Andere verkaufen. Wir teilen mit unseren Tieren die Erzeugnisse ihres Schaffens und ermöglichen so eine gesunde Balance des Miteinanders zwischen ihnen und uns. Das macht sie zufrieden und gibt uns die Gewissheit, unseren Teil dazu beizutragen, das Wandel im gesellschaftlichen wie im individuellen, die richtige, weil zukunftsfähige Richtung eingeschlagen hat.